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lazarus

 

vier tage nur, dann kehrte er zurück,
blinzelnd wie eine kartoffel, etwas moder
um bart und haare, kroch aus seinem sarg,
einer hölzernen mutter,

und war noch gegen den wind zu riechen.
er schien zu lauschen, ob sein herz noch schlug,
sobald er saß; versteckt hinter den röcken
die kinder, wenn er um die ecke bog,

als würde er weder dem boden trauen
noch seinem eigenen, tastenden schritt.
wir sahen seine frau mit roten augen.
die beiden schliefen jetzt zu dritt.

vier wochen, bis man nicht länger meinte,
im schinken die erde zu schmecken, den lehm
in wasser oder wein; vier monate,
und alles blasser, alles wundersam

und fast schon vergessen –
da steht er plötzlich hinten in der schlange
beim markt, hört man im dunkel einer gasse
erneut diese schnarrende feder von stimme,

als ob etwas in ihm zeris-
sen ist, spricht ihn mit „guten abend“ an
vielleicht, mit „schönes wetter, lazarus“,
und streckt die hand aus, hält den atem an.

 

lazarus

 

he only had four days, then he returned.
squinting like a potato, moldier
around the beard and hair, he squirmed
out of his coffin, his wooden mother,

and i could smell him even upwind.
he was listening to whether the heart still pounded,
maybe, when he rested. our children hid
in skirts of women when he rounded 

corners. he trusted not the ground,
nor even his own clumsy, fumbling feet.
i watched the eyes of the wife go red.
the two of them now slept as three. 

then i thought about things less, the earth 
in ham, four weeks gone by; and the loam
in water and wine, fading; four months
and all much paler now; all wonders soon

forgotten—until, quite suddenly,
say, i see him waiting in the line
at the market, or, this instant, when i hear in the alley
that stammering whir of his voice again, 

like for the first time—as if it tears
itself apart in him—when i greet him,
„good evening“ or „fine weather, lazarus,“ 
extending my hand, nobody breathing.

 

(Übersetzung: David Keplinger)